Liepe Barnim

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Liepe als Holzlager und -Verarbeitungsplatz

Wenn man Unterlagen aus dem 17. / 18. Jahrhundert liest, stellt man fest, dass Liepe der größte Holzstapelplatz des östlichen Deutschlands war. 150 000 bis 200 000 Stämme, vorwiegend Kiefern und Eichen, lagerten auf dem Lieper See. Von Rußland und Polen wurden die Stämme über die Weichsel, Lieper Netze und schließlich über die Oder durch die Ostschleuse Hohensaaten nach Liepe geflößt. Auf dem Lieper See wurde das Holz zusammengestellt und mit Namen der Besitzer versehen. Eine besondere Berufsgruppe waren die Flößer. Mit den großen Holzmengen entwickelte sich dementsprechend die Holzindustrie, und damit entstanden neue Berufsbilder.

1845 hatten sich zwischen Finowkanal und der Einmündung der Oder in Oderberg 14 Dampfschneidemühlen angesiedelt. Die bekannteste war die Friedrich Wilhelms Mühle, die 1853 vom Kaiser Friedrich – Wilhelm IV. besucht und nach ihm benannt wurde. Mit der Entstehung der Holzindustrie fanden damit gerade in den mechanischen Mühlen viele Menschen eine neue Arbeit und damit einen neuen Beruf. Mit großen maschinengetriebenen Horizontal und Vertikalgattern wurde das Holz zu Brettern, Bohlen und Balken geschnitten. Die Sägewerksbesitzer waren dementsprechend reiche Leute. Der Sägewerksbesitzer F. W. Pattri trat als großzügiger Spender in Liepe auf. Er ließ das Rundteil bauen, unterstützte die Kirche und zeigte sich auch gegenüber den Lieper Bürgern spendabel.

Es gab Jahreszeiten, wo der Holzplatz auf, an und um den Lieper See nicht ausreichte, um das Holz zu lagern. Dann wurde sogar die Mitte des Dorfes (das heutige Rundteil) genutzt, um das Holz zu lagern bzw. zu verkaufen.

1847 wurde die Straße durch Liepe von Eberswalde nach Oderberg gebaut. Liepe nahm auch damit in jeder Hinsicht einen großen Aufschwung, wie sich an der Einwohnerzahl erkennen lässt:

1816 zählte Liepe 561 Einwohner

1905 waren es 1674 Einwohner

Durch den Bau der Straße Oderberg – Eberswalde ging der Handel per Straße auch direkt durch den Ortskern von Liepe.

1773 wurde die Lieper Schleuse erneuert und ausgebaut.

Für die Finowkanalschleusen gab es ein Mindestmaß für Breite und Länge. Es musste durch die Schleuse der sogenannte Finowmaßkahn passieren können. Er war mit einer Maximallänge von 40,17 m und mit einer Maximalbreite von 4,55 m ausgelegt. 1880 bis 1883 wurde der Finowkanal etwas vertieft. Er war ein Teil der großen Wasserhandelsstraße Berlin – Stettin. Man zählte jährlich 110 000 Stämme Floßholz und rund 22 000 Kähne (täglich 300 Stämme und 60 Kähne).

1913 wurde das Lieper Bollwerk gebaut. Nun konnten auch Frachtkähne in Liepe beladen und entladen werden.

Liepe behielt, wenn auch mit veränderten Schwerpunkten – so entwickelte sich im Laufe der Jahre ein reger Ausflugstourismus in das Oderbruch – seine Bedeutung bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges. Dieser, vor allem aber das Ende des Krieges und die nachfolgende Zeit, ließen den Ort sein nahezu gesamtes industrielles Erbe und seine wesentlichen Gewerbe verlieren, was durch den Niedergang der Landwirtschaft nach der Wende noch besonders markiert wurde.